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Rolf Julius

Grau schweigt

Durch meine Kunst entsteht ein Raum, wo das Visuelle und Akustische miteinander interagieren. Meine Bilder kreieren musikalische Atmosphären, während meine Musik bildhafte Räume erschafft. Beide Medien ergänzen sich und verschmelzen im Bewusstsein des Betrachters und Zuhörers zu einem neuen Erlebnis.

Als ein Kunstschaffender, der die Grenzen zwischen bildender Kunst und Musik seit den 70er Jahren neu auslotet, hat Rolf Julius ein einzigartiges Konzept entwickelt, das sich, wenn auch nicht ganz treffend, der damals in Deutschland aufkeimenden Klangkunst zuordnen lässt. Inspiriert durch John Cage, der im Westen bislang unbekannte Hör-Erlebnisse durch die Verbindung von Klang, Bild, Skulptur, Raum und Natur ermöglichte, erkundet Julius in dieser neuartigen Kunstform die zentralen Konzepte von Stille und Leere. Dabei handelt es sich nicht um die bloße Abwesenheit von Klängen und Bildern, sondern um eine ästhetische Vereinigung akustischer und optischer Alltagsphänomene, die in Julius‘ Werken einen bis dato unerschlossenen Raum der sinnlichen und geistigen Wahrnehmung eröffnen.

1939 in Wilhelmshaven geboren, studierte Julius in den 60er Jahren Kunst in Bremen und Berlin. Getreu dem konzeptuellen Denken der Zeit, entdeckte er für sein künstlerisches Schaffen die Klang-Atmosphären visueller Strukturen, jedoch ohne synästhetischen Ansatz. In den 80er Jahren begann er, neben oder in Verbindung mit Fotografien, Zeichnungen und Performances, Klänge und Geräusche zu komplexen Tonbandkompositionen zu verbinden. Durch ständige inhaltliche und formale Reduzierung verlieh er mit einfachsten technischen Mitteln und einem minimalistischen Repertoire aus elektroakustischen Elementen, oft gepaart mit akustischen objets trouvés, Räumen und Objekten eine bislang unerlebte Qualität.

Seine Reisen führten ihn nach Japan und Korea, wo diese aus Amerika stammende neue Kunstform auf geistesverwandte Traditionen traf und sich entscheidend weiterentwickelte. Seine mit minimaler Geste und optimaler Ausdruckskraft geschaffenen Zeichnungen und Skizzen aus Tusche reflektieren diese Reisen, erinnern an japanische Schriftzeichen und tragen deren Komplexität, Bedeutungsumfang sowie Offenheit in sich.

In der Ausstellung präsentiert Julius Serien von Drucken, die als Partituren für Piano und andere Instrumente dienen, aber auch beim Betrachter innere Klänge erzeugen. Seine Videoinstallationen können als Naturstilleben interpretiert werden. Julius‘ Werk erlangt nun auch über Japan und Korea hinaus internationale Anerkennung, mit Einladungen in die USA, nach Frankreich, Italien und Spanien. Seine Teilnahme an bedeutenden musikalischen Veranstaltungen sowie die Präsentation seiner Arbeiten in der Neuen Nationalgalerie Berlin zeigen, dass ihm das Überschreiten der Grenzen gelingt. Die Verleihung des Deutschen Klangkunstpreises (2004) und des Hannah-Höch-Preises (2005) unterstreichen seine Bedeutung in der in Deutschland noch wenig bekannten Kunstform der Klangkunst.

 

Herausgeber: Hans Günter Golinski
Autoren: Eugen Blume, Hans Günter Golinski, Maija Julius, Uwe Rüth
Künstler: Rolf Julius

 

Festeinband
11 x 22 cm
128 Seiten
70 Farbabbildungen
Deutsch
Lieferbar
ISBN 978-3-939583-12-7
17,80 Euro
2006

Rolf Julius
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